Aufgesang
Ein langer roter Teppich. Absperrständer in gold mit dunkelroten Samtkordeln. Die Bühne ziert güldenes Lametta, die Scheinwerfer finden ihre letzte Einstellung.
Dann, nach langem, gespanntem Warten, passiert es: die Türe geht auf. Unsere drei Ehrengäste treffen ein. Allen voran Wolfi in dynamischem Schritt, die Hände lässig in den Taschen seines Anzugs - ob er auch an diesem Abend seine gelbe Socken trug? In der Mitte schreitet Bernd, elegant mit Sakkoweste und Einstecktuch, an den Füßen braune, feine Schuhe - man munkelt, er habe sie im Laufe des Abends gegen bequeme Sneakers getauscht. Und als würdevolles Schlusslicht folgt Werner, ganz förmlich in schwarz-weiß - das Sakko hatte er, wie zu erwarten, spätestens vor der Tanzfläche abgelegt.
Und doch, bei all ihrer Unterschiedlichkeit, einte sie eins: ein verhaltenes, berührtes Schmunzeln im Gesicht. Ein Ausdruck, wie der eines kleinen Kindes, das etwas gut gemacht hat und Lob bekommt: ein Lächeln, das die Freude über die eigene Leistung verrät, und doch seine schüchterne Zurückhaltung bewahrt.
Doch erst einmal zurückgespult an den Anfang. Wie alles begann...
Zieltraffic-Zeiten
März 2000: Bernd und Werner lernen sich an einem Montag kennen, als Bernd seinen neuen Job bei net@home beginnt. net@home ist der Arbeitstitel eines Start-ups der Hypovereinsbank. Ein Jahr später stößt Wolfi als Werkstudent dazu. Der Start-up heißt jetzt Planet Home.
2003: Es werden erste Experimente in Richtung Agenturgründung unternommen. Man braucht einen Namen, um Rechnungen zu schreiben, irgendwas mit Ziel und Traffic oder so… Dann schnell noch eine hellgrüne Farbe drüber, Arial als Schriftart und fertig ist das erste Zieltraffic Logo.
2004: Zieltraffic wird offiziell gegründet. Das erste Agenturheim ist ein Ladengeschäft in der Gebsattelstraße 28 mit schönem Hinterhof. Die legendären Grillpartys sind branchenweit bekannt. Die Zieltraffic Farbwelt ist jetzt rot.
2007: Die Gebsattelstraße ist zu klein. Die Agentur zieht mit Sack und Pack in die 4. Etage eines modernen Gebäudes in der Rosenheimer Straße. Das Büro ist chic eingerichtet, dank der Innenarchitektin Manu Bross, die auch die Gestaltung aller zukünftigen Büros übernehmen wird.
2008: Die Geschäfte laufen gut, die Agentur wächst und wächst. Das Büro platzt aus allen Nähten. Die dritte Etage wird dazu gemietet und genauso schön eingerichtet.
Aus der Festrede von Christoph Weiss, Geschäftsführer Jung von Matt CREATORS
Die netzeffekt ära
2012: Es ist ein aufregendes Jahr. Geschäftliche Verbindungen ändern sich. Die Beziehung zu den Shareholdern findet ihr natürliches Ende. Wolfi, Bernd und Werner finden in Jung von Matt einen neuen Partner und ergreifen die Chance, noch einmal neu zu gründen. Unter dem Arbeitstitel „TargetSales“ zieht die neue Agentur in die Backstube Kubitscheck ein. Der Name netzeffekt und ein professioneller Markenauftritt werden konzipiert.
Im Juli findet sich ein Zuhause in der Theresienhöhe 28. Manu Bross übernimmt wieder die Gestaltung des Büros. Das dunkle Racing-Green von Jung von Matt wird mit einem frischen Maigrün kombiniert.
2017: Zusätzliche Dienstleistungen werden angeboten: Social Media Kampagnen, Programmatic Display und Business Intelligence. Die neuen Services und Kollegen brauchen Platz. Die Wand zum Nachbarbüro wird eingerissen, es entstehen zusätzliche Arbeitsplätze, Projekträume und ein wundervoller Aufenthaltsbereich.
2022: Nach Corona hat sich die Welt geändert. netzeffekt arbeitet projektorientierter, hat Remote-Kollegen und macht regelmäßig Home Office. Andere Arbeitsweisen erfordern andere Räumlichkeiten. Es wird also wieder umgezogen in die Agnes-Bernauer-Straße 90 nach Laim. Die Schwesteragentur Jung von Matt CREATORS zieht mit ein. Es gibt ein modernes Office-Konzept, Alpenblick und eine riesige Dachterrasse.
20 jahre in bildern
Wie ging das so lange gut?
20 Jahre sind eine lange Zeit. Es ist zum Beispiel die Zeit, in der ein Mensch vom Baby zum Erwachsenen wird. Oder die Zeit, die es brauchte, um die Münchener Frauenkirche zu bauen. Christoph Weiss merkte auch in seiner Festrede an: eine Agentur zu gründen in dem Geschäftsfeld, in dem netzeffekt wirkt, ist keine leichte Aufgabe.
Wie haben also haben es unsere Drei geschafft, 20 Jahre lang erfolgreich ihr Geschäft voranzutreiben? Fernab aller nüchterner, fachlicher Argumente liegt die Antwort wohl ganz woanders: Im Menschlichen.
Werner Kubitscheck über seine Kollegen
Aus der Festrede von Christoph Weiss, Geschäftsführer Jung von Matt CREATORS
"Ihr dachtet doch nicht, die torte sei alles gewesen?"
Kultur ist ansteckend. Die GFs haben definitiv ihre gesellige Kultur an die Mitarbeitenden weitergegeben und die dachten sich: 20 Jahre Geschäftsführung? Das wird gefeiert!
Überraschungen sind ja so ein Thema bei Netzeffekt. Jedes Jahr hält Werner bis zur letzten Sekunde geheim, wo die Weihnachtsfeier stattfindet. Schweigen kann er. Die Mitarbeitenden aber auch. Eine Überraschungsparty also zum 20-jährigen Jubiläum der Geschäftsführung.
Ein kleines Problem: Unser Marketing-Team Alex und Vivi hatten offiziell von der GF den Auftrag bekommen, Feierlichkeiten zu organisieren. Es ist keine Überraschung, wenn die zu Überraschenden die Party in Auftrag gegeben haben.
Die Lösung war eine Alibiparty. Niemand erwartet eine Überraschungsparty, wenn schon gefeiert wurde. Ein paar Sektflaschen, eine Torte und eine kurze Rede nach der Mittagspause – das Alibifest war ein Balance-Akt und durfte nicht zu lahm, aber auch nicht zu schön werden. Die arme Alex hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass sie „nur“ eine Torte organisierte.
Dabei wurde hinter den Kulissen das ganz große Party-Rad gedreht. netzeffekt kann schon im Normalzustand richtig gut feiern, aber wenn es um unsere GF geht, laufen wir zur Höchstform auf. Auch die erweiterte netzeffekt-Familie wurde informiert, alte Kollegen von Zieltraffic wurden eingeladen, ebenso andere Weggefährten, die geholfen hatten, Zieltraffic und netzeffekt aus der Taufe zu heben.
Ungefähr 100 Leute haben dicht gehalten. Keiner hat sich verplappert. Mehrfach sind wir fast aufgeflogen, aber fast ist halt nicht ganz.
Erst am Nachmittag des großen Festes häuften sich die Ungereimtheiten. Der Kundenbetreuer mit dem wichtigen Termin im 4. Stock, war in kurzen Hosen erschienen und nicht im Anzug. Ein ganzes Remote-Team musste unbedingt anreisen und in Person einen Workshop abhalten. Die Ehefrauen organisierten spontan und ungefragt einen Abend im Biergarten. Der Kollege aus Nürnberg machte keine Anstalten seinen Zug nach Hause zu erreichen. Ein Termin um 18:15 musste unbedingt live stattfinden und nicht remote, obwohl alle drei gern nach Hause gefahren wären.
Spätestens da guckte man sich ins Gesicht und sagte: Hier stimmt doch was nicht.
Da überreichte Christoph Weiss den Herren aber schon feierlich ihre Anzüge und leitete sie unter dem frenetischen Applaus und Gejohle ihrer Mitarbeitenden in den 4. Stock.
Werners eMail an allusers@
Abgesang
Lieber Bernd, lieber Wolfi, lieber Werner!
Ja, was bleibt noch zu sagen? Danke, dass Ihr vor 20 Jahren den Mut hattet, den Grundstein für netzeffekt zu legen. Danke, dass Ihr Euch jeden Tag bemüht, unsere AB90 weiterhin so lebenswert zu gestalten wie es Euch möglich ist. Sonst hätten wir nicht den Arbeitsplatz, den wir so mögen und wären nicht die netzeffekt-Familie, die wir sind: in der man aneinander wächst, sich mit Respekt begegnet, Erfahrungen und Wissen austauscht, wo auch Fehler passieren und einfach das Arbeitsleben pulsiert. Jeden Tag.
Und um es mit Wolfis eigenen Worten zu beenden: „20 werden es wohl nicht nochmal, aber 10 Jahre könnten wir schaffen.“
Ja, bitte!